PRAHA-PRČICE / CZ
16. Mai 2015

(Letzte Änderung: 29. Mai 2015)

An diesem Wochenende stand etwas ganz Außergewöhnliches auf dem Programm, nämlich die berühmte Wanderschaft von Prag nach Prčice.

Nun kann man sich natürlich fragen, wieso gerade nach Prčice.

Dorthin, nämlich do Prčic, wie man in Tschechien sagt, pilgern jedes Jahr am dritten Wochenende im Mai zehntausende Fans von Langstreckenwanderungen.

Und das seit 1966 - heuer eben zum 50igsten Mal.

Mittlerweile kann man wählen, ob man die 70km von Prag nach Prčice wandern oder eine der anderen 20 Strecken in Angriff nehmen möchte.

Wir wählten die südliche Variante, nämlich die 30km, die von Tábor nach Prčice führte.

Ein echter Ausnahmejahrgang war der 1981er: Da machten sich fast 36.000 Wanderer auf den Weg nach Prčice und dieses Jahr waren es insgesamt beinahe 22.000 Menschen, wobei unsere Variante genau 5.158 Wanderverrückte wählten.

Nun kann man sich fragen: Warum eigentlich gerade nach Prčice?

Darauf gibt es aber keine klare Antwort, aber wenn man in Tschechien jemand nach Prčice schickt, also „jdi do prčic!“, dann schickt man ihn eigentlich zum ‚Teufel‘.

So soll der Urvater des Marsches von seinem Vorgesetzten zum „Teufel geschickt“ worden sein - gelandet ist er schließlich in Prčice und laut dieser Anekdote war damit eine herrliche Wandertradition ins Leben gerufen worden.

Zurück zu unserem Marsch, der in Tábor am Busbahnhof gestartet wurde.

Tábor selber ist eine herrliche, verwinkelte mittelalterliche Kleinstadt, mit einer abendlichen Atmosphäre, die fast schon an Italien erinnert.

Am Busbahnhof hatte sich schon eine ansehnliche Menschenschlange gebildet, aber die eine Stunde Anstellen zum Kauf der Marschunterlagen ( € 1,-- ) verging wie im Nu.

Interessant war, mit welchem rasanten Tempo gleich losmarschiert wurde, und diese Marschgeschwindigkeit wurde auch während des ganzen Marsches eingehalten - man wurde förmlich mit in den Bann gezogen.

Was auffiel, war, dass weit über die Hälfte junge Leute waren und von denen fast nur junge Marschiererinnen.

Was auch zu erwähnen ist: Der Veranstalter hat sich wirklich bemüht, fast nur Naturstrecken zu wählen, Asphalt nur, wenn es absolut nicht anders ging und so gab es dann auch die Landschaft pur zum Genießen.

Interessant die Verpflegungsstellen, eigentlich kleine Ausschänke, bei denen es an nichts fehlte.

Das „pivo“ floss in Strömen, Schnitzel, gegrillte Steaks, „bramborák“ (Kartoffelpuffer mit viel, viel Knoblauch), „klobása“ (gegrillte Wurst in allen nur möglichen Variationen) wurden überall angeboten, und das zu Preisen, von denen man bei uns nur träumen kann - ein Bier z. B. kostete nicht einmal einen Euro!

Der Weg führte zunächst am Jordan, dem künstlich angelegten See hinter Tábor vorbei zur ersten Kontrollstelle kurz vor Chotoviny.

Jetzt folgten schöne Wiesenpassagen, durch malerische Ahornalleen hindurch, hinein in das idyllische und grüne Flusstal des Košinský Potok.

Schöne Waldwege führten die Wanderfanatiker zur mittelalterlichen Burgruine von Borotín, wo in einem alten Gutshof, der vollständig restauriert werden soll, die Verpflegungsstelle eingerichtet war - geräucherte Hähnchen standen da auf dem Programm.

Nun folgten traumhafte Waldwege - mittlerweile brannte die Sonne doch ganz schön vom Himmel - zum nächsten kulinarischen Höhepunkt nach Střezimíř mit seiner Kapelle zum hl. Vojtěch.

Bramborák (Kartoffelpuffer) mit pivo rundeten das Mittagsmahl ab - ich glaube, es waren insgesamt mehr als 10 Verpflegungsstellen - unmöglich, sie alle anzulaufen - nicht, weil viele Wanderer dort Pause machten, sondern einfach, weil man ja nicht „zum Essen“ da war.

Jetzt folgte die Schlussetappe, hinein ins „Tschechische Merano“, dem Mecca der Weitwanderer, zum Ziel aller Wanderfreudigen.

Die Stimmung hätte gar nicht prächtiger sein können: Jede Menge Menschen tummelten sich auf dem Marktplatz von Prčice, ruhten sich im Gras aus oder genossen die Köstlichkeiten, die angeboten wurden.

Jetzt musste natürlich das obligatorische Foto folgen vor dem berühmten Wanderschuh aus Granit, einem Denkmal, das dem Urvater dieser Wandertradition gewidmet ist.

Noch schnell ein paar Impressionen gesammelt und schon ging’s wieder zurück nach Tábor.

Busse warteten vor dem Marktplatz, die einem zum Bahnhof von Heřmaničky brachten - ein Lob für die perfekte Organisation!

Tábor war dann nicht mehr weit, und es gab noch genug Zeit, die Stadt am Abend mit ihren pittoresken Cafés zu erkunden.

Ja dann, „jdi do prčic“ oder besser, wie wir doch gelernt haben: „Jdi do PRČICE“ und „na shledanou!“ Tábor!

(Text & Fotos: Hans-Ulrich Pietsch)

Blick auf die ehemalige Brauerei von Tábor

Impressionen von Tábor am späten Nachmittag

Das empfehlenswerte Restaurant „U Dvou Koček“

Impressionen: Tábor am Abend

Es geht los: Anstellen zum Startkartenerwerb

Am „Jordan“ entlang zur ersten Verpflegungs- und Stempelstelle

Interessant: Viele junge Leute sind unterwegs

Die Markierung: Eigentlich unnötig, denn verlaufen kann man sich nicht!

Auch das gibt es leider

Eindrücke auf dem Weg nach Chotoviny durch schöne Hohlwege

Alois muss warten: Eine kleine morsche Brücke verursacht einen Stau von 200m

Die Verpflegungsstelle im Tal des Košinský Potok

Heute hat Tschechien Eishockey gespielt: Leider gegen Kanada verloren

Bilder von den Verpflegungsstellen (Bitte auch die Preise beachten!)

Er trägt den Stein (30km!) und sie die Verantwortung: Das Bier

Die ehemalige Burg der Herren von Lobkowicz.
Die Renovierung hat gerade begonnen.

An der Verpflegungsstelle Borotín (Es gibt geräucherte Hähnchenschenkel!)

Die Mädchen rennen um die Wette

Auf dem Weg nach Střezimíř

Die schöne Kapelle des hl. Vojtěch in Střezimíř

:Die Grill- und „Bramborákmeister“ der Labestelle

Auch diese junge Dame gönnt sich ein „pivo“

Es geht weiter zur Kontrollstelle in Říkov

Die Rennmädchen von Prčice: einen lockeren 7bener Schritt! Fantastisch!

Der Baustil dieser Gegend

Das Ziel aller Ziele, Prčice, ist erreicht

Es folgen die obligatorischen Schnappschüsse vor dem berühmten Schuh von Prčice

Eine Erfrischung muss sein

Die kulinarische Meile von Prčice

Das Monument Jan Hus vom Bildhauer František Bílek

Impressionen von der “Nachbereitung“ des Marsches in Tábor

Eine kleine Wanderung am nächsten Morgen

Das Kloster Klokoty und...

...die Schlucht Židová strouha beim Fluss Lužnice