70 km Praha - Prčice (trasa Karla Kulleho) / CZ
19. Mai 2018
Text & Fotos: Opa-Helmut

(Letzte Änderung: 23. August 2018)

Was für die Holländer Nijmegen und für die Österreicher der Karwendel- oder der Steinbockmarsch, das ist für die Tschechen der "Pochod Praha - Prčice" - ein Klassiker, den jeder Wanderer, der etwas auf sich hält, einmal mitgemacht haben MUSS.

Zum ersten Mal fand dieser Marsch am 17.04.1966 statt, wobei damals nur die Originalroute von Prag nach Prčice über 70 Kilometer angeboten wurde - insgesamt 469 Wanderer absolvierten diese Premiere und wer hätte sich wohl damals gedacht, dass die Teilnehmerzahlen über die Jahre auf bis zu 35.732 (im Jahre 1981) steigen würden

Mittlerweile haben sich die Teilnehmerzahlen auf ungefähr 20.000 eingependelt - eine Zahl, von der wohl jeder Veranstalter in Österreich träumen würde.

Klar, es werden mittlerweile auch insgesamt 17 Wanderstrecken mit den verschiedensten Startorten - Praha (70 km), Týnec nad Sázavou (42 km), Pikovice (50 km), Čerčany (49 km), Benešov (44 km), Bystřice u Benešova (35 km), Olbramovice (35 km), Votice (23 km), Střezimíř (31 km), Tábor (43 km + 30 km), Mladá Vožice (36 km), Sedlčany (30 km), Milevsko (40 km + 31 km), Petrovice u Sedlčan (30 km) und Miličín (13 km) - sowie 4 Fahrradstrecken - Praha (76 km), Milevsko (62 km) sowie Tábor (73 km + 58 km) - angeboten.

Im heurigen Jahr war es so, dass insgesamt 1.292 Teilnehmer das Fahrrad nahmen, die restlichen 23.181 Teilnehmer waren Wanderer, wobei auf der Originalstrecke des Karel Kulle 878 am Start waren und weitere 1.516 auf den Langdistanzen von 40 Kilometern und mehr.

20.494 Personen wanderten die mittleren Strecken zwischen 23 und 39 Kilometer und 175 machten sich auf den "Volkswandertag" über die 13 km - Wahnsinnszahlen!

Ein ganz besonderes Schmankerl für mich ist, dass es insgesamt 6 Strecken ab 40 Kilometer gibt, die immer durch ein anderes Wandergebiet führen und somit eigentlich über 6 (mit der Originalstrecke sogar 7) "neue" Marathons möglich sind - lediglich das Ziel in Prčice am Hauptplatz beim berühmten "Wanderschuh" ist immer gleich!

Aufmerksam auf diesen Traditionsmarsch wurde ich durch unser (leider) ehemaliges Teammitglied Hans-Ulrich Pietsch, der bereits in den Vorjahren immer wieder mal an der 30 Kilometer Wanderung mit Start in Tábor teilgenommen hat und euphorisch über diese Veranstaltung berichtete (siehe auch die Artikel aus den Jahren 2015 und 2016).

Als fixer Termin für dieses Event gilt seit Jahren der 3. Samstag im Mai und so war es heuer - nachdem es in den letzten Jahren immer zur Terminkollision mit Böheimkirchen gekommen ist - endlich soweit und die Planungen für diesen Klassiker konnten in Angriff genommen werden.

"Mitstreiter" wurden gesucht, Schlafmöglichkeiten am Start in Praha und im Ziel in Prčice recherchiert und gebucht, Zugsverbindungen aus Wien nach Prag sowie Öffis in Prag zur Unterkunft und zum Start mussten gefunden werden und eine Zeitplanung wurde erstellt.

Je näher der Termin rückte, desto mehr erinnerte alles an das Lied über die "10 kleinen Negerlein" und so kam es, dass am Ende nur noch Hans Neulinger - dem ich an dieser Stelle ganz besonders für die Kameradschaft und Unterstützung auf dieser "harten und anspruchsvollen" Tour danken möchte - und meine Wenigkeit übrig blieben.

Also schnell nochmals alles umgeplant, Unterkünfte und Züge storniert - Zirberl musste herhalten und uns mit dem Auto nach Prag chauffieren - dafür durfte sie dann auch das Nachtleben dort mit uns teilen :-) und während der Wanderung immer wieder auf uns bei den Kontrollpunkten warten :-) - war das nicht eine Ehre? :-)

Einzig das Auffinden des Startes in der Metro-Station war etwas schwieriger, war um knapp vor 5 Uhr am Morgen fast keine Menschenseele in deren Nähe zu sehen.

Ein eilig daherwandernder Tscheche, der ein paar Brocken Deutsch verstand erklärte uns dann den Weg und als wir in der Eingangshalle eintrafen, war diese prall gefüllt - immerhin über 800 Teilnehmer!

Schnell die Startgebühr von 40 Kronen (rund € 1,50) bezahlt, die Landkarte mit der eingezeichneten Route und den Feldern für die Kontrollstempel in Empfang genommen und den tschechischen Worten des Verantwortlichen gelauscht - und schon ging es los.

Nachdem wir keine Ahnung hatten ob und wie diese Wanderung markiert ist, versuchten wir, gleich einmal mit den superflotten und großteils jungen - Hans und ich waren sicherlich unter den ersten 10 im Altersranking auf der Originalstrecke - Wanderern mitzuhalten und die Sachlage abzuchecken.

Bald schon war klar, dass es großteils perfekte Zusatzmarkierungen mit Tafeln "PP" gab und angesichts der Vielzahl an Teilnehmern waren wir während des ganzen Tages ohnehin niemals alleine auf der Strecke.

Die Strecke ist übrigens wunderschön und abwechslungsreich, führt zu weiten Teilen auf Naturwegen und bietet immer wieder etwas fürs Auge - so wie eine Wanderung einfach sein sollte.

Entgegen der scheinbar unzähligen Verpflegsmöglichkeiten auf den kürzeren Strecken - gemäß "Presseberichten" von Hans-Ulrich - ist es auf der Originalstrecke ratsam, wenn man Getränke und vielleicht einen kleinen Imbiss mit dabei hat - die ersten rund 30 Kilometer sind, bis auf zwei Kinder mit "Schiwasser", komplett trocken.

Auf den weiteren 3 Etappen von je 14 Kilometern besteht zwar die Möglichkeit zur Labung, die Zeit bis zum Zielschluss um 20 Uhr ist jedoch recht knapp bemessen und so sind oftmalige Einkehren kaum drinnen :-)

Nichtsdestotrotz kamen wir natürlich auch auf unsere kulinarischen Kosten (ein oder zwei Pivo mussten schon sein) - das Wandertempo musste aber immer recht hoch gehalten werden und lag schlussendlich bei knapp 6 km/h.

Gegen 19:30 Uhr erreichten wir auch zeitgerecht das Ziel am prall gefüllten Marktplatz - eine Verlängerung des Zielschlusses um mehr als eine halbe Stunde wird hier aber nicht durchgezogen, obwohl noch unzählige Wanderer unterwegs waren, denn es weiß niemand so genau, wer sich wo und wann noch auf der Strecke befindet - ist auch jedem Teilnehmer ziemlich egal, es geht nur ums Durchkommen und nicht um Stempel!

Ich persönlich war schon lange nicht mehr so kaputt und erledigt, wie an diesem Tage aber auch stolz, diese Herausforderung gemeinsam und mit Unterstützung von Hans gemeistert zu haben - ein unbeschreibliches, zufriedenes Gefühl.

Wieder ein echter Wanderklassiker, den ich in meiner "Liste" abhaken darf - wobei es für mich als "Wiederholungstäter" nicht ausgeschlossen ist, mich dieser Herausforderung nochmals zu stellen, wenn die "Mitstreiterpartie" passt.

In jedem Falle möchte ich aber, wenn es die Termine in Österreich zulassen, auch einmal eine andere Route nach Prčice durchwandern - ich freue mich schon jetzt darauf!


Gespannte, vor allem sehr junge Gesichter
am Start um 5 Uhr bei der Metro-Station Háje in Prag

Begrüßung durch einen Verantwortlichen

Vorbei an ein paar Wohnhausanlagen am Rande Prags

Bald schon ist der Wald "Milíčovský les" erreicht

Blick auf den "Milíčovský rybník"

Eine erste Kontrolle, damit keiner mit der Bahn fährt

Am Weg Richtung "Újezd"

Morgensonne über dem Süden von Prag

Wunderschöne Wege durch pure Natur

Neben der Botič unter der Autobahn nach Prag hindurch

Blick zum Schloss "Zámek Průhonice"

Entlang der Schlossparkmauern durch Průhonice

Die Markierungen sind stets gut zu sehen

Stausee Labeška am Fluss Botič

Jede Menge Betrieb an der Treppe hinauf in den Wald

Traumblick auf den Fluss Botič beim See Bořín

Herrlicher, entspannender Weg entlang des Flusses

Osnice ist erreicht

Nach Querung der Autobahn...

... geht's wieder in den Wald

Olešky ist erreicht

Gleich danach ist Radějovice erreicht und wird durchquert

Hlubočinka ist der nächste Ort

Am Weg von Sulice Richtung Kostelec u Křížků

Die einzige mögliche Verpflegung auf den ersten 30 km...

...Kinder, die Saft verkaufen - DANKE!

Im Naturschutzgebiet "Hornopožárský les" wird's fast schon alpin

Herrliche Waldwege durch das Naturschutzgebiet

Týnec nad Sázavou ist erreicht - warten am Eisenbahnübergang

Blick auf die Sázava

Beim Hotel Tynec ist unsere erste echte Einkehrmöglichkeit,
Kontrolle sowie Start für eine Marathonstrecke

Nettes, ansehnliches Servicepersonal

Lange Schlangen durstiger Wanderer

Unsere Versorgung "Zirberl" hat schon auf uns gewartet

Mit zwei Bier und einem Hot-Dog gestärkt geht's weiter

Querung des "Janovický potok" knapp nach "Týnec nad Sázavou"

Wundervolle blühende Heidelandschaft wird am Weg nach Chářovice durchquert

Immer wieder geht's an idyllischen Fischteichen vorbei

Einmal ein weitere Ausblick zu den Hügeln hinter Chrášťany

Chrášťany ist erreicht

Weiter auf Naturpfaden Richtung Černíkovice

Holz für den Winter

Von Černíkovice Richtung Neštětice unterwegs

Der Anstieg hinauf zum Budákův kopec (480 m)

Blick hinüber zum Aussichtsberg "Neštětická hora" (536 m)

Ein Hit - Bier vom Fass nach dem Anstieg mitten im Wald - SUPER!
Und so nett eingeschenkt!

Immer wieder trudeln Teilnehmer ein und viele genießen das kühle Blonde

Die faulen Schweine liegen im Schatten

Neveklov und damit die 2. Kontrollstelle ist erreicht
Offizielle 44 Kilometer sind geschafft - 28 fehlen noch!

Die Radfahrer schauen fertiger aus, wie die Wanderer

Kriegerdenkmal in Neveklov

Anstellen um den Stempel - Hans ist immer noch bestens drauf

Weiter geht es Richtung Zárybnice

Wiesenwege wechseln wieder mit Waldstücken - einfach herrlich

Ein Kreuz am Wegesrand - eher selten in dieser Gegend

Immer wieder sind Wanderer mit auf dem Weg - man ist nie alleine

Blick auf den "Strážovický rybnik" bei...

Kleine Kapelle in Strážovice

Die nächste "Bergwertung" warter - mit Hund geht das einfacher :-)

Mit schönen Ausblicken über die sanften Hügel um Břišejov wird man belohnt

Eine Zwischenlabestelle in Suchdol - Zeit für Cola

Wanderer genießen die Landschaft und das schöne Wetter

Impressionen vom Teich "Poličí"...

...und "Jelito"

Luhy ist erreicht

Vorbei am "Cihelenský rybnik" kurz vor Kosova Hora

Kontrolle und Labestelle in Kosova Hora - noch 14 km

Die Starterzahlen - 878 auf dem Original + 570 auf dem Marathon ab Týnec

Auf geht's Opa - moch ma de letzt'n Meter a no!

Blick auf die Mastnik

Jede Menge Wanderer am Weg durch Kosova Hora

Weiter Richtung "Dohnalova Lhota"

Nochmals sind nach einem Anstieg schöne Aussichten möglich

Beim FF-Haus von Mezné eine Labestelle,
aber wir haben leider kaum noch Zeit

Steinkreuz am Wegesrand hinab nach Jesenice

Hier verläuft der Kreuzweg talwärts - ned bled de Tschechen!

Beim "Kostel Nejsvětější Trojice"...

...noch eine Kontroll- und Labestelle - immer noch 8 km ins Ziel

Kurz darauf eine weiter Labemöglichkeit - die quälen mich - keine Zeit und viel Bierdurst

Fassldorf in Jesenice

Neben dem "Sedlecký potok" geht's die letzten Kilometer eben Richtung Ziel

Natürlich muss noch ein steiniger Weg mit dabei sein

Geschafft - ein verdientes Bier im Ziel am Hauptplatz von Prčice

Fotoshooting am berühmten Wanderschuh Praha-Prčice
"Památník Prčický škrpál"

Hans Neulinger und Opa-Helmut Reiter
sehr stolz, diese Herausforderung geschafft zu haben!

Kostel svatého Vavřince v Prčici - die Kirche in Prčice